Zeiten des Übergangs/Spuren…
Ein Projekt des Studententheaters der Universität Greifswald in Kooperation mit dem EU Projekt RegioAktiv
…mit Georg Meier und Katja Klemt, offen für alle
Das StuThe zieht um. Das haben wir zum Anlass genommen eine neue Gruppe ins Leben zu rufen. Wir wollen mit den Mitteln, die uns die Bühne bietet, untersuchen, was Übergang bedeutet. Sowohl für das StuThe, als auch für jeden von uns privat. Jeder hat diese Zeiten des Übergangs, die Spuren in der Biographie hinterlassen. So ist z.B. das Studium eine Zeit, in der man (nochmal) Freundschaften fürs Leben findet und Entscheidungen trifft, deren Auswirkung man nicht überblicken kann. Gleichzeitig kann man der Welt seinen Stempel aufdrücken, Spuren hinterlassen. Auch Berufswahl, die Entscheidung für einen Ort oder Menschen, mit dem man leben möchte können aus so einer Zeit des Übergangs gekommen sein und sind zu Spuren in unserem Leben geworden. Wir fragen uns: was hat das StuThe, aber auch ganz persönlich, was hat jeder von uns in Greifswald für Spuren hinterlassen? Das StuThe kehrt zurück an einen alten Wirkungsort. Können wir anknüpfen an das, was da mal war? Nicht jede Spur ist noch lesbar, nicht jede führt zu neuem Leben.
Eine Zeit des Übergangs wird meist festgehalten in einer Geschichte, in einem Mythos.
Manchmal entwickeln sich daraus gar Legenden. Wie damals alles begann mit dem StuThe, wie Mama und Papa sich kennengelernt haben, wie ich nach Greifswald gekommen bin, wie wir damals das rote Fahrrad geklaut haben, das zum Zeichen, zur Spur für unsere Freundschaft geworden ist. Oder auch wie das erste Mal ein nahezu Weltweiter Lockdown wegen einer Pandemie stattfand.
Diese Geschichten sind so lange lebendig, wie sie erzählt und weitergetragen werden. Familienfeiern, Feierliche Zeugnis- und Urkundenübergaben bekräftigen das. Die Bühne, das Theater ist der Ort, wo man sich diese Geschichten als größere soziale Gruppe, als Gesellschaft traditionell erzählt.
Gilt das noch, oder ist diese Tradition abgelöst von virtuellen sozialen Orten?
Hat das Theater, und damit auch dieses StudentenTheater diese Aufgabe verloren und ist nur noch Spur einer vergangenen Welt?
Wir wollen das herausfinden und dafür unser Theater umwandeln in eine Recherchemaschine. Die Geschichten, die Spuren, die wir erzählen, sammeln, tauschen und hinterfragen, vielleicht etwas bekräftigen, manches auch verwerfen. Als Institution, aber auch als Personen. Dabei liegt unser Fokus darauf, diese Zeiten des Übergangs und ihre Spuren sichtbar zu machen. Ob wir im Ergebnis etwas auf die Bühne bringen, etwa die Geschichte des StuThe oder die Geschichte von einem/vielen/allen Teilnehmern, ob wir eine Gemeinschaft gründen zur Begleitung und Gestaltung von biographischen Übergängen, ein virtuelles Projekt zu Spuren im Netz oder etwas ganz anderes am Ende als Ergebnis der Arbeit vorliegen wird, das ist noch ganz unklar. Klar ist, dass uns das Thema interessiert. Wenn das auch für Dich gilt, dann komm und finde heraus, ob du mitgestalten, Spuren hinterlassen willst.
So haben in Greifswald, in dieser Landschaft, in Vorpommern und in ganz Pommern seit Jahrtausenden Menschen Spuren hinterlassen. Eine der ältesten Spuren dieser Übergänge sind beispielsweise Moorleichen. Das sind nicht etwa Menschen, die betrunken in eine Pfütze gefallen und ertrunken sind. Um im Moor zu sterben muss man sich schon Mühe geben. Vielmehr finden Forscher immer wieder Spuren, die davon erzählen, dass diese Moorleichen mehrfach umgebracht sind. *(…
Und wenn man dann etwa an den sauberen Fingernägeln erkennt, dass diese Menschen wohl zu denen gehört haben, die bessergestellt waren in der steinzeitlichen Gesellschaft, dann mag manch einer hoffen, dass es sich hier um eine frühe Revolution der Arbeiterschaft gehandelt hat. Wohl nicht. Vielmehr glaubt man, dass diese Menschen auserwählt waren zum Botschafter zwischen den Welten. Zwischen der Welt der Menschen, die im Sumpf irgendwo endet und der Anderwelt, Avalon, dem Reich der Toten, der Geister, der Götter, einer Welt, die hinter dem Nebel liegt. Moorleichen sind wie Spuren zwischen uns und der Vergangenheit, zwischen hier und Jenseits, zwischen Göttern und Menschen, Leben und Tod: Botschafter des Übergangs.
Das Projekt ist auf etwa ein Jahr angelegt.
Die Teilnahme ist natürlich kostenlos.
Die ersten beiden Termine (3.8.2020 18Uhr und 7.8.2020 17Uhr) sind auf je zwei Stunden angelegt
Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: post[at]katja-klemt.de
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